Wenn du dich für eine Ayahuasca-Zeremonie interessierst, solltest du wissen, dass sie viel mehr ist als nur der Konsum eines psychedelischen Getränks. Sie ist ein heiliger, intensiver und oft herausfordernder Prozess, der dich auf körperlicher, emotionaler und spiritueller Ebene tief berühren kann.

Hier erfährst du Schritt für Schritt, wie ein solches Ritual abläuft und was du beachten solltest.

1. Die Vorbereitung – Körper, Geist und Seele reinigen

Bevor du Ayahuasca trinkst, ist eine Vorbereitung unerlässlich, um dein Erlebnis zu vertiefen und mögliche unangenehme Nebenwirkungen zu reduzieren.

Die Diät (Dieta)

Viele Schamanen empfehlen eine spezielle Diät mindestens eine Woche vor dem Ritual, um deinen Körper zu reinigen und empfänglicher für die Wirkung der Pflanze zu machen.

  • Verzichte auf: Alkohol, Koffein, Zucker, verarbeitete Lebensmittel, Salz, rotes Fleisch, Drogen, scharfe Gewürze und Milchprodukte.
  • Verzichte auf sexuelle Aktivitäten: Kein Sex oder Selbstbefriedigung – dies soll die Energie in dir bewahren.
  • Iss leicht & natürlich: Pflanzliche Kost mit viel Gemüse, Reis, Quinoa, Früchten und Nüssen ist ideal.

Mentale & Emotionale Vorbereitung

Ayahuasca kann tief verborgene Ängste, Traumata und Emotionen an die Oberfläche bringen. Deshalb ist es wichtig, dich innerlich vorzubereiten:

  • Setze dir eine klare Intention für die Zeremonie: Was willst du erfahren oder heilen?
  • Meditiere oder schreibe deine Gedanken in ein Tagebuch.
  • Sei bereit, dich deinen Schattenseiten zu stellen – Ayahuasca zeigt dir oft das, was du sehen musst, nicht unbedingt das, was du sehen willst.

2. Die Zeremonie – Dein Weg in die andere Realität

Ankunft & Einstimmung

Wenn du am Ritualort ankommst (z. B. in einer Schamanenhütte oder einem Retreat-Zentrum), wirst du von den Schamanen und Helfern empfangen. Oft gibt es ein gemeinsames Gespräch, eine Segnung oder eine energetische Reinigung mit Rauch oder Kräutern.

Dann setzt du dich auf deine Matte oder deinen Platz im Kreis. Jeder Teilnehmer bekommt einen Eimer oder ein Tuch – denn Übelkeit und Erbrechen gehören oft zur Erfahrung dazu.

Einnahme des Ayahuasca-Tranks

Der Schamane ruft jeden Teilnehmer einzeln zu sich und reicht ihm eine kleine Tasse Ayahuasca. Der Geschmack ist sehr bitter und erdig – nicht gerade angenehm, aber es geht hier ja um die Wirkung.

Nach dem Trinken setzt du dich ruhig hin oder legst dich hin und wartest. Die Wirkung beginnt oft nach 20 bis 60 Minuten.

3. Die Wirkung – Die Reise beginnt

Die erste Phase: Körperliche Reaktion ("La Purga")

Viele Menschen erleben zu Beginn Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall – das nennt sich "La Purga" (die Reinigung). Dies gilt als wichtiger Teil des Rituals, da es negative Energien, Emotionen und Gifte aus dem Körper entfernt.

Nicht jeder muss sich übergeben, aber wenn es passiert, dann lass es zu – es ist ein Teil der Heilung.

Die zweite Phase: Visionen & Einsichten

Sobald dein Körper sich beruhigt hat, beginnt die geistige Reise. Diese kann sehr unterschiedlich sein:

Visionen: Farben, Formen, geometrische Muster, Erinnerungen, Begegnungen mit Geistwesen oder Tieren.

Emotionale Tiefen: Freude, Liebe, Trauer, Angst – alles kann an die Oberfläche kommen.

Kommunikation mit Ayahuasca: Manche erleben Ayahuasca als eine mütterliche, weise Präsenz, die dir Botschaften über dein Leben gibt.

Bewusstseinserweiterung: Manche Menschen fühlen sich mit dem Universum, der Natur oder einem höheren Selbst verbunden.

Während der ganzen Zeremonie spielt der Schamane Icaros, spezielle Heilgesänge, und nutzt oft Rasseln, Trommeln oder Tabakrauch, um die Energie zu lenken.

4. Die Rückkehr – Langsame Integration

Nach 4 bis 8 Stunden beginnt die Wirkung nachzulassen, und du kehrst langsam in deine normale Wahrnehmung zurück. Dein Körper kann sich erschöpft anfühlen, dein Geist aber oft klar, offen und friedlich.

Der Schamane kann dir einen Tee oder eine leichte Mahlzeit geben.

Oft gibt es eine Austausch-Runde, in der Teilnehmer über ihre Erfahrungen sprechen können.

Manche erleben starke emotionale Nachwirkungen – Tränen, Glücksgefühle oder Stille sind ganz normal.

5. Die Integration – Dein Leben nach der Zeremonie

Ayahuasca ist kein "schnelles Wundermittel", sondern ein tiefer Heilungsprozess, der noch Wochen oder Monate nachwirken kann.

Tipps für eine gute Integration:

  • Schreibe deine Erfahrungen auf, um sie nicht zu vergessen.
  • Verbringe Zeit in der Natur, um Klarheit zu finden.
  • Vermeide sofortige Ablenkungen (Social Media, Partys, Alkohol).
  • Meditation & Achtsamkeit helfen dir, die Erkenntnisse in deinen Alltag zu bringen.
  • Falls du starke Emotionen spürst, kann ein Therapeut oder ein erfahrener Guide helfen, das Erlebte zu verarbeiten.

Wichtige Hinweise & Sicherheitstipps

Ayahuasca ist nicht für jeden geeignet. Menschen mit Herzproblemen, psychischen Erkrankungen (z. B. Schizophrenie) oder die bestimmte Medikamente nehmen (z. B. Antidepressiva) sollten es nicht konsumieren.

Ayahuasca ist in vielen Ländern illegal – erkundige dich vorher über die Gesetze.

Suche seriöse und erfahrene Schamanen oder Retreats – es gibt leider auch viele unseriöse Anbieter.

Fazit

Ein Ayahuasca-Ritual kann eine der tiefsten und transformierendsten Erfahrungen deines Lebens sein – aber es erfordert Vorbereitung, Mut und Respekt vor der Pflanze. Wenn du mit einer klaren Absicht, offenem Herzen und gutem Setting in die Zeremonie gehst, kann sie dir tiefe Einsichten, Heilung und eine neue Perspektive auf das Leben schenken.